Wer sein Unternehmen verkaufen und dafür einen Nachfolger suchen möchte, benötigt dafür nicht zwangsläufig eine akademische Ausbildung. Dennoch kann es sehr hilfreich sein, sich in dem einen oder anderen Wissensgebiet zumindest Grundkenntnisse anzueignen. Die Rechnung ist simpel: Alle Skills, die selbst nicht vorhanden sind, müssen in der Regel teuer zugekauft werden, damit der Verkauf erfolgreich über die Bühne geht. Dazu gehören nicht nur die rechtlichen und steuerlichen Aspekte im Zusammenhang mit dem Unternehmensverkauf, sondern auch andere Themen wie beispielsweise die effektive Verhandlungsführung oder die Analyse von Unternehmenskennzahlen.
Weiterbildung sollte bei der langfristigen Planung berücksichtigt werden
Nicht immer erfolgt ein Unternehmensverkauf innerhalb kurzer Zeit. Gerade bei Familienunternehmen handelt es sich dabei oftmals um eine Strategie, die über mehrere Jahre geplant wurde.
In diesem Fall ist es sinnvoll, mögliche Weiterbildungsmaßnahmen, die bei der Suche nach einem geeigneten Unternehmensnachfolger, aber auch für die berufliche Karriere nach dem Verkauf hilfreich sein können, fest in die Strategie einzuplanen.
Doch welche Studienrichtungen und andere Weiterbildungsmaßnahmen sind dafür tatsächlich sinnvoll?
Die beste Basis: Studiengang „Unternehmensgründung und -nachfolge“
Spezielle Studiengänge, die sich explizit dem Thema Unternehmensnachfolge widmen, werden in Deutschland in den meisten Fällen nur im Zusammenhang mit dem Thema Unternehmensgründung angeboten. So beispielsweise auch beim Studiengang „Unternehmensgründung und -nachfolge“ an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Die Regelstudienzeit beträgt in diesem Fall 8 Semester und das Studium schließt im Erfolgsfall mit dem Bachelor of Arts (B.A.) ab.
Im Rahmen der Ausbildung werden die Absolventen mit dem grundlegenden Fachwissen ausgestattet und lernen dadurch, mögliche Risiken aber auch Chancen in Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge und einem Unternehmensverkauf zu bewerten. Ein wichtiges Thema der Ausbildung sind zudem die Steuern, die je nach Rechtsform beim Firmenverkauf anfallen. Darüber hinaus wird das Studium durch unterschiedliche Kurse wie beispielsweise Kommunikations- und Präsentationstechniken, Verhandlungsgeschick sowie Strategieführung abgerundet.
Auch wenn der Schwerpunkt des Studiums in diesem Fall eher darauf abzielt, selbst die Geschäftsführung eines Unternehmens zu übernehmen, bietet es auch einen guten inhaltlichen Grundrahmen für die Unternehmensnachfolge.
Eine ähnliche Weiterbildungsmaßnahme bietet die Technische Hochschule Deggendorf an. Bei der Ausbildung „Unternehmensnachfolge, MBA“ konzentrieren sich die Inhalte jedoch ausschließlich auf das Thema Nachfolge. Die Regelstudienzeit beträgt in diesem Fall fünf Semester und das Studium schließt im Erfolgsfall mit dem „Master of Business Administration (MBA)“ ab. Die Veranstaltungstermine finden im Hybrid-Modell in einer Mischung aus Präsenzveranstaltungen und Webkonferenzen statt.
Rechtliche Schlüsselkompetenzen beim Studiengang Unternehmensrecht
Ein Studium der Rechtswissenschaften bietet zwar einen guten Gesamtüberblick über das Rechtswesen in Deutschland, ist aber für die Aneignung von spezifischem Wissen in unternehmerischen Fragen nur bedingt geeignet.
Dafür kommt viel eher das Fach Unternehmensrecht in Frage, das aus einer Kombination von verschiedenen juristischen Teilgebieten besteht, die für Wirtschaftsunternehmen relevant sind. In vielen Fällen handelt es sich dabei um einen weiterführenden Masterstudiengang. Teilweise ist das Studium im Unternehmens- und Wirtschaftsrecht jedoch auch auf Bachelor-Basis möglich.
Im Rahmen der Ausbildung werden vor allem die Grundlagen des Managements, des Finanzrechts, der Bilanzanalyse, der Steuerpolitik, des Arbeitsrechts und des Kapitalmarktrechts vermittelt. Weitere wichtige Themen sind darüber hinaus auch noch das Vertragsrecht, das Gesellschaftsrecht sowie das Umwandlungsrecht.
Zu den beliebtesten Ausbildungen in Deutschland in diesem Zusammenhang zählt unter anderem das Studium "Corporate and Business Law" an der staatlichen "Uni Lüneburg". Die Regelstudienzeit beträgt in diesem Fall drei Semester und das Studium schließt mit dem „Master of Laws“ ab. Die bisherigen Absolventen äußern sich vor allem positiv über den hohen Praxisbezug, den einige Dozenten mitbringen.
Übrigens: Auch wenn bestimmte Studienrichtungen in Deutschland derzeit überfüllt sind, weil gute Abiturnoten mittlerweile inflationär vergeben werden und es prozentuell heutzutage mehr Abiturienten als früher in einem Jahrgang gibt, ist das noch lange kein Grund, bei einer Absage die Flinte ins Korn zu werfen. Denn ein auf die Studienplatzklage spezialisierter Rechtsanwalt erhöht die Chancen, den gewünschten Studienplatz doch noch zu bekommen, enorm.
Verhandlungstraining für schwierige Verhandlungen
Nicht nur langfristige Studiengänge können zum erfolgreichen Unternehmensverkauf beitragen, sondern auch kurze Seminare und Weiterbildungen im Ausmaß von nur einem oder wenigen Tagen.
Im Rahmen der Unternehmensnachfolge kommt es in vielen Fällen zu intensiven Verhandlungen, die mit einem einfachen Verkaufsgespräch nicht zu vergleichen sind. Deshalb ist es ratsam, sich mit einem darauf spezialisierten Trainingsprogramm explizit darauf vorzubereiten.
Viele Seminar-Institute bieten für diesen Zweck entsprechende Maßnahmen mit einem modulartigen Aufbau an. Im ersten Modul werden zunächst die Grundlagen erfolgreichen Verhandlungstrainings vermittelt. An zwei bis drei Seminartagen lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Verhandlung professionell vorzubereiten, im Rahmen der Gespräche sicher und souverän zu agieren, mit erfahrenen Verhandlungspartnern zu interagieren und sich auch gegen „schwierige“ Partner zu behaupten.
In weiteren Modulen ist es dann möglich, das erworbene Grundwissen spezifisch zu erweitern. Hier geht es vor allem darum, die richtigen Strategien für die Verhandlungen auszuwählen und komplexe Verhandlungen erfolgreich abzuschließen. Im Rahmen von Live-Verhandlungstrainings gibt es zudem die Möglichkeit, das Erlernte anzuwenden und eventuelle Fallen, Tricks und Manipulationen in der Praxis auch tatsächlich zu erkennen.
Die wichtigsten Kennzahlen kennenlernen
Viele Familienbetriebe und Kleinunternehmen wissen zwar, wie sie ihr Unternehmen erfolgreich führen, können jedoch die entsprechenden Begrifflichkeiten dafür nicht benennen. Beim Unternehmensverkauf ist es jedoch entscheidend, die wichtigsten Kennzahlen des eigenen Unternehmens zu ermitteln und in weiterer Folge auch als Verkaufsargument in den Verhandlungen einzusetzen.
Entsprechende Seminare werden regelmäßig in ganz Deutschland angeboten. Besonders gut bewertet wird dabei unter anderem der Kurs „Kennzahlen im Unternehmen“ der Haufe-Akademie. Die Seminare finden in vielen unterschiedlichen Städten in Deutschland wie beispielsweise Köln, Berlin, Stuttgart und Hamburg statt. Neben den Präsenzveranstaltungen gibt es auch die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Live-Online-Session.
Im Seminar wird direkt anwendbares Know-how zur Ermittlung, Analyse und Interpretation von Kennzahlen vermittelt. Die Absolventen lernen dabei die Top-Bilanzkennzahlen der Vermögens-, Finanz- und Ertragsstruktur kennen und wissen nach Abschluss des Seminars auch um die Aussagekraft und Wirkung von Kennzahlen wie beispielsweise Eigenkapitalquote, Cashflow, Schuldentilgungsdauer in Jahren oder Return on Investment.
Ähnliche Inhalte werden auch im Seminar „Kennzahlen für Unternehmen (KPI)“ vom TÜV Nord vermittelt. Die Ausbildung ist in diesem Fall noch etwas umfangreicher und umfasst neben der Vermittlung von Grundlagen zur Art und zum Aufbau von Kennzahlen auch die Darstellung von Kennzahlen als Management-Informationssystem sowie Methoden zur Ermittlung und Bewertung von Risiken anhand von praktischen Übungen und konkreten Verfahren.