23.03.2021
Lesezeit: 8 min

Gewinner und Verlierer der Corona-Krise: Ein Branchenüberblick

Einführung

Seit dem ersten Nachweis Ende 2019 in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan hat das neuartige Coronavirus längst seine Spuren auf allen Kontinenten hinterlassen. Ein Umstand, der kleinen und mittelständischen Unternehmen ebenso wie multinationalen Konzernen Kopfzerbrechen bereitet. Das gesamte Marktumfeld vieler Branchen hat sich in der Corona-Krise rasant verändert. Dies trifft insbesondere auf das Tagesgeschäft zu und macht sich auch bei einer geplanten Unternehmensveräußerung deutlich bemerkbar - vor allem bei der Entscheidung, ob der Verkauf jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden soll.

Im Gegensatz zur Corona-Krise war die Finanzkrise mitsamt der Lehmann-Pleite im Jahr 2008 selbstgestrickt durch einen zu laxen Umgang mit den Finanzierungsinstrumenten. Am Ende platzte die Kreditblase und entfachte eine weltweite Wirtschaftskrise. Damals ist die deutsche Wirtschaft allerdings in den Folgejahren schnell wieder angesprungen, was den verschiedenen Branchen in der aktuellen Corona-Krise Hoffnung machen sollte - zumal bereits jetzt einige positive Signale zu vermelden sind.

Bleibt die Frage offen, ob und wann im Zusammenhang mit Corona wieder Normalität einkehrt und wie diese aussehen könnte.

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Wenn aus der Krise heraus eine neue Normalität entsteht

Bereits vor der Corona-Krise stellte die Digitalisierung insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) eine Herausforderung dar. Wer sich rechtzeitig mit dem Thema digitale Transformation auseinandergesetzt hat, kam nach Beginn der Pandemie deutlich früher aus den Startlöchern. Zu den allgegenwärtigen Stichworten zählen das Home Office, Video-Konferenzen und die Digitalisierung komplexer Prozessketten. In Zeiten, in denen soziale Distanz als Mittel zur Eindämmung der Pandemie notwendig ist, wird häufig davon berichtet, dass der wegfallende Zeitaufwand für Reisen oftmals zu einer höheren Produktivität führt.

Für Unternehmer ist es daher hilfreich sich branchenübergreifend sowohl Negativ- als auch Positivbeispiele anzuschauen, um daraus für das eigene Unternehmen Schlüsse zu ziehen und die eigene Strategie anzupassen. Aus diesem Grund haben wir nachfolgend für Sie einige betroffene Branchen zusammengefasst. Ebenso erörtern wir, wie sich die Situation auf den Beteiligungsmarkt auswirkt und welche Konsequenzen sich möglicherweise daraus ergeben.

Branchen, die von Corona profitieren

Die Branchen Gesundheitswesen (Health), Medizin und Pharma stehen schon länger auf der Gewinnerseite. Dies liegt unter anderem am demografischen Wandel der Bevölkerung - mit einer immer älter werdenden Gesellschaft. Seit dem Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 nehmen Unternehmen wie BioNTech mit erfolgreich entwickelten Impfstoffen nochmals zusätzlich an Fahrt auf. Ebenso zählen Hersteller von Desinfektionsmitteln zu den Profiteuren. Weitere Chancen ergeben sich im Bereich Digital Health für Start-ups, die innovative Gesundheits-Apps entwickeln. Ein Beispiel ist die in Berlin ansässige Selfapy GmbH mit einem Online-Depressionskurs, der über Krankenkassen abgerechnet werden kann. Laut einer Statistik des Nachrichtendienstes MobiHealthNews wurden im Jahr 2020 weltweit Investitionen mit einem Volumen von über 11 Mrd. Euro im Digital Health Sektor getätigt.

Logistiker, Lieferdienste und Unternehmen mit ausgeprägter E-Commerce-Affinität zählen ebenso zu den Krisengewinnern. Das liegt zweifelsohne an den Schließungen von Geschäften im Zuge des Lockdowns sowie am vorsichtigen Konsumentenverhalten. Da persönliche Kontakte möglichst vermieden werden sollten, wird vermehrt auf das bestehende Onlineangebot zurückgegriffen. An dieser Stelle sind beispielsweise Kleinunternehmer erwähnenswert, die bereits seit Jahren regional einen oder mehrere Pizzadienste betreiben oder mit ihrer Firma Senioren täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgen. Als Inhaber eines Gastronomiebetriebs kann man die Folgen der Corona-Krise zumindest teilweise durch To-go-Services und die Auslieferung von Speisen abschwächen. Dass größere Unternehmen wie OTTO oder Zalando mit ihren Online-Shops ebenso wie Zulieferer im Logistik-Bereich wie DHL, UPS und die Deutsche Post ebenfalls von den Umständen profitieren, steht außer Frage. Der gesamte Lieferprozess wird dabei zunehmend digital über Blockchains in Echtzeit kontrolliert und abgewickelt. Eine Option, die auch für KMU mit deutlich kleineren Lieferketten interessant ist. Weitere Informationen zum Nutzen von Blockchains für Mittelständler finden Sie hier.

IT- und Software-Unternehmen stehen ebenfalls auf der Liste der Gewinner in der Corona-Krise. Dazu zählen sowohl etablierte Firmen als auch Start-ups. Ein Beispiel ist die im Jahr 2015 in Hamburg gegründete Firma Protonet, die mittlerweile zahlreiche Freiberufler sowie kleine und mittelständische Unternehmen mit einem eigenen Cloud-Server versorgt. Ziel ist, Informationen mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern nahezu grenzenlos und möglichst sicher zu teilen. Ebenso dürfen sich Videokonferenz-Anbieter wie Zoom auf der Siegerseite sehen, da sie den das tägliche Zusammenarbeiten aus dem Home Office erleichtern.

Der Lebensmitteleinzelhandel ebenso wie Drogerieketten, Apotheken und vergleichbare Anbieter zählen zu den systemrelevanten Branchen und können daher dauerhaft geöffnet bleiben. Bis auf Hygienevorschriften und eine reduzierte Anzahl an Kunden sind sie kaum eingeschränkt. Durch die teilweisen Schließungen von Restaurants und das erhöhte Arbeiten aus dem Home Office, profitieren auch sie von der aktuellen Krise. Andere Unternehmer aus nicht systemrelevanten Bereichen, wie beispielsweise Baumärkte, Möbelhäuser und Boutiquen für Bekleidung oder Schmuck haben es deutlich schwerer. Man kann sie aber weder zu den klaren Gewinnern oder Verlierern zählen, da sie je nach Lockdown-Regelung nicht komplett auf ihrem Umsatz verzichten müssen. Sie haben die Möglichkeit, einen sogenannten Click-&-Collect-Service auf die Beine zu stellen. Hierbei bestellen Kunden online oder telefonisch und holen die Produkte weitestgehend kontaktlos am Eingang ab. Dieses Konzept existierte zwar schon bereits vor der Krise, erfreut sich aktuell allerdings wachsender Beliebtheit. Sowohl größere Unternehmen wie beispielsweise Toom, das Bauhaus und Höffner als auch kleinere Einzelhändler offerieren den Service bereits.

Welche Branchen besonders unter der Corona-Krise leiden

Natürlich gibt es aber nicht nur Branchen, die von der aktuellen Krise profitieren. Andere Unternehmer sind hier weitaus schlechter aufgestellt und haben weniger Handlungsspielraum. Allerdings sollte man die aktuelle Situation nur als Momentaufnahme betrachten, denn auch schwierige Zeiten gehen vorüber. Daher gilt für betroffene Branchen: durchhalten, wenn möglich staatliche Hilfen beantragen und sich in der Zwischenzeit nach Überbrückungsmöglichkeiten umschauen.

Nachfolgend soll die Frage beantwortet werden, welche Branchen und Unternehmen besonders stark unter der Corona-Pandemie leiden.

Ohne Zweifel sind die gesamte Reise- und Tourismusbranche sowie die Luftfahrt besonders hart getroffen worden. Dies liegt an massiven Reisebeschränkungen zwischen den Ländern und einzelnen Regionen innerhalb der Länder. Vom lokalen Reisebüro bis hin zu mittelständischen Unternehmen und globalen Touristikunternehmen wie Schauinsland Reisen oder TUI gibt es praktisch keine Ausnahme. Vielerorts wird um das finanzielle Überleben gekämpft. Die Bundesregierung versucht, durch Wirtschaftshilfen gegenzusteuern. Die EU-Kommission stellt darüber hinaus in Aussicht, dass die Reisefreiheit im Sommer 2021 weitestgehend wiederhergestellt werden soll. Ob dies gelingt, hängt vom Fortgang der Corona-Pandemie ab.

Im Bereich Gastronomie und Hotellerie sind kleine, mittelständische und große Unternehmen gleichermaßen betroffen. Restaurants und Bars haben mit enormen Umsatzeinbußen zu kämpfen, da der Betrieb nur eingeschränkt bis gar nicht möglich ist. Die Hotellerie wird erheblich von den andauernden Reisebeschränkungen beeinflusst und verzeichnet dadurch stark rückläufige Übernachtungszahlen. Wann und wie sich die Situation entspannen wird, ist noch nicht ganz klar und hängt von den einzelnen Bundesländern ab. Aktuell wird in Deutschland an sinnvollen Öffnungsstrategien gearbeitet. Als betroffener Unternehmer sollte man auf jeden Fall einen Antrag auf Überbrückungshilfe stellen, wobei externe Helfer wie Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte als Unterstützung zu empfehlen sind.

Veranstaltungsdienstleister und alle damit zusammenhängenden Branchen sind ebenso sehr durch die Corona-Pandemie betroffen. Von Konzerten, Theateraufführungen und Fußballstadion-Besuchen kann derzeit nur geträumt werden. Auch der Online-Vorverkauf von Tickets für kommende Veranstaltungen läuft aufgrund der noch vorherrschenden Unsicherheiten Anfang 2021 nur schleppend an. Daher versuchen viele Veranstalter die aktuelle Situation durch Online-Events zu überbrücken. Allerdings werden strenge Auflagen bleiben. Deswegen sollte der Fokus darauf liegen, langfristig mithilfe von IT- und Software-Anbietern wie etwa der TicketTune GmbH den Online-Ticketverkauf und die kontaktlosen Zugangskontrollen via App zu erleichtern. Man kann Digitalisierungsmaßnahmen als Chance während der Corona-Krise betrachten und gezielt durchführen.

Was Handel und Industrie betrifft, gibt es sowohl Gewinner, als auch Verlierer in der Corona-Krise. Die Automobilbranche hatte bereits vorher mit Schwierigkeiten zu kämpfen, was auch mit dem anstehenden Paradigmenwechsel in Richtung E-Mobilität zu tun hat. Hinzu kommt jedoch, dass globale Lieferketten neu bewertet werden müssen. Dies betrifft hauptsächlich kleinere und mittelständische Zulieferer, bei denen die Krise teils zum Stellenabbau oder zumindest massiv zu Kurzarbeit geführt hat. Eine Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bestätigt diesen Trend. Abgesehen von der Lebensmittelindustrie werden die Weichen im nationalen und internationalen Handel vermutlich komplett neu gestellt. Erfolgversprechend sind Kooperationen, bei denen das Konkurrenzdenken über Bord geworfen wird, wie das Beispiel helfen-shop.berlin und viele weitere Initiativen zeigen. Diese werden zum Teil durch loyale Kundinnen und Kunden realisiert, um Shops in der unmittelbaren Nachbarschaft vor der drohenden Insolvenz zu bewahren.

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Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Beteiligungsmarkt

Für einige Monate herrschte im Bereich der Unternehmensfusionen und Unternehmenskäufe aufgrund der Corona-Krise nahezu Stillstand. Manche Marktteilnehmer und Investmentmanager redeten sogar von einer Schockstarre. Mittlerweile ist der Beteiligungsmarkt auch in Deutschland wieder etwas mehr in Bewegung geraten, wie im FINANCE M&A Panel vom Oktober 2020 nachgelesen werden kann.

Obwohl der Beteiligungsmarkt wieder etwas mehr an Dynamik gewinnt: Als Fakt bleibt bestehen, dass bei einer Prüfung der Firmen und der verantwortlichen Unternehmer im Sinne der Due Diligence deutlich mehr Vorsicht an den Tag gelegt wird als vor Beginn der Corona-Pandemie. Verständlich, da die Gefahr besteht, dass ein zuvor hoch bewertetes und nach außen erfolgreiches Unternehmen innerhalb weniger Monate spürbar an Substanz verloren haben kann.

Unabhängig davon, ob das Unternehmen auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, lässt es sich anhand der einzelnen Bewertungsmethoden weiterhin verlässlich prüfen. Noch vor den ersten Gesprächen kann man als Firmeninhaber die Position innerhalb der eigenen Branche gegenüber dem Wettbewerb beispielsweise durch ein intern durchgeführtes Marktwertverfahren prüfen. Es wird der Grundstock dafür gelegt, auf Augenhöhe mit potenziellen Investoren, Käufern und Nachfolgern zu interagieren – Pandemie bedingt eventuell sogar per Videokonferenz.

Den Blick zuversichtlich in Richtung Zukunft lenken

Die Umstände der Corona-Krise können natürlich als belastend empfunden werden, eröffnen möglicherweise aber auch neue Chancen, die es zu ergreifen gilt. Daher ist es empfehlenswert, sich weiterhin mit einer bereits geplanten Unternehmensveräußerung und der Nachfolgeregelung zu beschäftigen. Dabei ist die Frage berechtigt, ob man als Gewinner der Corona-Krise mit einem eventuell geplanten Unternehmensverkauf nicht lieber warten sollte. Um diese und eventuell weitere auftretende Fragen zu evaluieren und zu klären, empfiehlt es sich, den Rat eines Experten einzuholen, denn die Antwort ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.

Lassen Sie sich hierbei gerne von CARLs professionellem Transaktionsteam unterstützen. Kompetente Berater besprechen mit Ihnen vorab die Wichtigkeit einer frühzeitig geplanten Übergabe und begleiten Sie bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger auf dem nationalen und internationalen Beteiligungsmarkt.


Kurosch D. Habibi

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Gründer und Beirat

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