24.12.2020
Lesezeit: 6 min

Was bedeutet die Digitalisierung für den deutschen Mittelstand?

Einführung

Digitaler Wandel, Industrie 4.0, Internet der Dinge (engl. Internet of Things oder IoT) oder Big Data – das sind Schlagworte, die fast tagtäglich zu lesen sind. Die Digitalisierung hat unser Leben verändert wie keine Entwicklung seit der industriellen Revolution – und das in rasantem Tempo. Die erste kommerzielle Internetnutzung ist keine drei Jahrzehnte her, das Smartphone kann auf weniger als 20 Jahre Historie zurückblicken.

In diesem Zeitraum hat sich eine gewaltige Dynamik entwickelt und der Prozess ist längst nicht zu Ende. Von Cloud-Computing über Blockchain-Technologie bis hin zu Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) – ständig eröffnen sich neue Perspektiven und Felder für digitale Technik. Gleichzeitig wächst das Risiko, den Überblick und den Anschluss zu verlieren. Das gilt gerade für den Mittelstand. Als Konsequenz der Digitalisierung ist es daher für den deutschen Mittelstand unabdingbar, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Im KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2019 wird darauf aufmerksam gemacht, dass sich Digitalisierungsprojekte zunehmend im Mittelstand verbreiten, die Digitalierungsausgaben jedoch seit Jahren unverändert niedrig sind. Es besteht demnach noch immer dringender Handlungsbedarf in den deutschen, mittelständischen Unternehmen.

In diesem Artikel erfahren Sie, wo der Mittelstand bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf hat und was deutsche Mittelständler tun können, um mit den rasanten, digitalen Entwicklungen mithalten sowie dem dadurch zunehmenden Wettbewerb standhalten zu können.

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Der Mittelstand hat bei Digitalisierung noch Nachholbedarf

Jedes Jahr veröffentlicht die KfW Research einen Bericht zu den Aktivitäten des deutschen Mittelstandes in Bezug auf die Digitalisierung. In der von der KfW im Jahr 2019 vorgestellten Studie, wurde festgestellt, dass sich immer mehr mittelständische Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung im Mittelstand befassen. Im Zeitraum 2016-2018 haben sich demnach etwa 380.000 zusätzliche Mittelständler im Vergleich zu den Jahren 2015-2017 mit dem Thema beschäftigt. Insgesamt haben demnach zwischen 2016 und 2018 1,5 Mio. Unternehmen aus dem Mittelstand ihre Digitalisierung vorangetrieben. In diesem Zeitraum schlossen schlossen 40% der mittelständischen Unternehmen ihre Digitalisierungsprojekte erfolgreich ab. Das sind 10% mehr als noch in der Periode zuvor.

Zwar ist ein steigendes Interesse zu verzeichnen, doch die Mehrheit der 3,47 Mio. Unternehmern im Mittelstand beschäftigen sich derzeit immer noch nicht mit dem Digitalisierungsthema. Interessant ist, dass sich unabhängig von der Unternehmensgröße und des Wirtschaftszweiges ein Anstieg der sogenannten “Digitalisierer” beobachten lässt. Das Bewusstsein der Notwendigkeit der Digitalisierung ist wohl bei der Mehrheit der Unternehmer inzwischen angekommen.

Obwohl in der Breite des deutschen Mittelstands das Thema Digitalisierung auf der Agenda steht, gibt es Nachholbedarf. In der Gesamtbewertung kommt die KfW zum Schluss, dass nur etwa jedes fünfte mittelständische Unternehmen Vorreiter bei der Digitalisierung ist, knapp die Hälfte bewegt sich als “Mitläufer” im Mittelfeld und rund ein Drittel gehört zu den Nachzüglern.

Der bisherige Investitionsumfang wird nicht reichen

Die Ausgaben für die Digitalisierung sind insgesamt im Jahr 2018 um 4 Mrd. auf 19 Mrd. im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was mittelständische Unternehmen für traditionelle Innovationen (34 Mrd. Euro) oder Investitionen insgesamt (220 Mrd. Euro) im Jahr 2018 ausgegeben haben. Zudem stagnieren die durchschnittlichen Ausgaben für Digitalisierung. Diese sind mit 17.000 Euro in den vergangenen drei Jahren nicht weiter gestiegen. Dabei verzeichnen kleinere Unternehmen (weniger als 5 Mitarbeiter) mit weniger als 6.000 Euro recht geringe Ausgaben, während Großunternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten im Schnitt eine signifikante Summe von knapp 150.000 Euro investieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die breite Masse des deutschen Mittelstandes ihre Digitalisierung nach wie vor in kleinen Schritten vollzieht.

Die Höhe der Ausgaben ist im großen Maße von der Unternehmensgröße abhängig. Im Gegensatz zu großen Unternehmen müssen kleine Unternehmen aufgrund geringerer Bestände an Hardware and Software weniger in Digitalisierungsvorhaben investieren. Ein weiterer Grund für die Unterschiede bei der Höhe der Digitalisierungsausgaben zwischen Größenklassen stellt die Breite der Aktivitäten der Unternehmen dar. Beispielsweise verfügen größere Unternehmen über mehr Möglichkeiten zur Implementierung von Digitalisierungsmaßnahmen, etwa weil sie über umfangreiche IT-Ausstattungen verfügen und stärker in überregionale Wertschöpfungsketten eingebunden sind. Die Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben stellt für kleinere Unternehmen eine große Hürde dar, was Großprojekte oft nicht zulässt.

Sind diese Investitionen in Digitalisierung genug?

Gerade im industriellen Mittelstand reichen solche bescheidenen Investitionssummen oft nicht, um den digitalen Anschluss zu finden, zu halten oder gar zum Vorreiter zu werden. Hier sind mitunter Millionenbeträge gefragt. Dies ist schon deshalb erforderlich, um nicht dauerhaft ins Hintertreffen zu geraten. Längst nicht immer ist es möglich, ein lange erfolgreiches Geschäftsmodell gegen eine disruptive Innovation zu schützen. Stattdessen wird es häufig nötig sein, sich neue digitale Geschäftsfelder zu erschließen. Hier kommen auch M&A-Aktivitäten ins Spiel.

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Einkauf digitaler Geschäftsmodelle via M&A

Der Einkauf in ein digitales Start-up kann für etablierte Mittelständler ein aussichtsreicher Weg sein, Know-how und innovative Ideen im Bereich der Digitalisierung für sich nutzbar zu machen. Das funktioniert im Zweifel schneller und effizienter, als Eigenentwicklung zu betreiben.

Was große Unternehmen schon lange kennen, entdecken inzwischen auch mittelständische Firmen für sich. Sie gründen eigene Venture-Capital-Einheiten, um damit systematisch auf die Suche nach lohnenden digitalen Investments zu gehen. So lässt sich eine gezielt auf Wachstum ausgerichtete digitale Strategie verwirklichen. Für junge Unternehmen mit innovativen Technologien ist das eine vielversprechende Entwicklung – steigen doch dadurch Chancen, an zusätzliches Kapital durch Venture Capital oder Private Equity Investitionen zu gelangen.

Hinzu kommt, dass derzeit viele mittelständische Unternehmen im Zuge einer Nachfolgelösung verkauft werden. Eine Option zur Verwendung des zufließendes Kapital stellt für die Verkäufer die rentierliche Investition in zukunftsträchtige Felder dar. Die Digitalisierung eröffnet dem Mittelstand insofern auch neue Finanzierungsmöglichkeiten und erleichtert den Zugang zu Kapital.

Intensiver Wettbewerb führt zu Investitionen in Digitalisierung

Die Erweiterung des Absatzmarktes spielt für die Digitalisierung ebenso eine wichtige Rolle, da der Wettbewerbsdruck Digitalisierungsvorhaben beschleunigt. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können, müssen die Unternehmen sicherstellen, dass die Technologie stets „State of the Art“ bleibt - dass ihre Technik also auf dem aktuellsten Stand bleibt - und die Geschäftsabläufe effizient gestaltet sind. Eine internationale Expansion stellt zudem einen besonders hohen Anreiz dar, Know-how im Bereich Digitalisierung anzureichern und Innovationen im Unternehmen voranzutreiben.

Fazit: Strategie und Finanzierung verbinden

Entscheidend für nachhaltigen Erfolg im Zeitalter der Digitalisierung ist eine digitale Strategie, die den Weg zu Big Data, Industrie 4.0, Cloud-Computing & Co. weist. Den Schlüssel zur Entwicklung einer digitalen Ausrichtung stellt ein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel dar: Strategie und Finanzierung müssen sinnvoll miteinander in Verbindung gebracht werden.

Zudem bringt die Digitalisierung für ein Unternehmen auch Vorteile im Rahmen des Verkaufsprozesses mit sich. Unternehmen, die zukunftsfähig aufgestellt sind, sind für Kaufinteressenten attraktiver. Das kann zu einer größeren Anzahl an potentiellen Käufern führen, was wiederum den Verkaufspreis und somit den Veräußerungsgewinn in die Höhe treibt. In Form einer Digital Due Diligence kann zuverlässig analysiert werden, wie gut vorbereitet Ihr Unternehmen auf die Digitalisierung ist.

Planen Sie Ihr Unternehmen zu verkaufen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf oder lassen Sie eine erste unverbindliche indikative Unternehmensbewertung durchführen.


Pascal Stichler

Pascal Stichler

Gründer und Beirat

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