24.12.2020
Lesezeit: 6 min

Die digitale Unternehmensprüfung (Digital Due Diligence)

Einführung

Das eigentliche Ziel einer Due Diligence Prüfung (DD) ist es, ein Unternehmen anhand seiner rechtlichen Struktur, seiner finanziellen Stabilität, seines Managements und interner Operationen sowie seiner Transaktionen zu bewerten. Im Zuge der Digitalisierung reichen diese Faktoren jedoch nicht mehr aus, um eine aussagekräftige Beurteilung eines Unternehmens zu erstellen. Gerade deswegen wird eine Digital Due Diligence immer wertvoller für Investoren, welche einen Unternehmenskauf planen. Mit Hilfe dieser erhalten Sie einen weitaus umfassenderen Einblick in das Unternehmen und können zudem die Risiken und Chancen des Unternehmens im digitalen Wettbewerb besser einschätzen.

In diesem Artikel erfahren Sie, warum eine digitale Unternehmensprüfung ein sinnvoller Schritt vor dem Verkauf Ihres Unternehmens sein kann und welche Fragen Sie sich in Zusammenhang mit einer solchen stellen sollten. Außerdem zeigen wir, welche 4 Kriterien bei der Digital Due Diligence besonders wichtig sind. Ziel ist es, dass Sie selber einschätzen können sollen, ob Ihr Unternehmen fit für die Digitalisierung ist.

  • Die Gründe für eine Digital Due Diligence
  • Der Aufbau einer Digital Due Diligence
  • Die 4 wichtigsten Kriterien:
  1. Digitaler Markt und Wettbewerb
  2. Digitale KPIs
  3. Software- und IT-Services
  4. Kundenverhalten Online

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Die Gründe für eine Digital Due Diligence

Eine Due Diligence Prüfung bezweckt, dass das Unternehmen auf die zukünftige Markt- und Wettbewerbsentwicklung geprüft wird. Eine digitale Risikoprüfung ist davon nicht weit entfernt: Sie kann eher als erweiterte Unternehmensanalyse gesehen werden.

Folgende Fragen sollte man sich im Rahmen einer digitalen Due Diligence stellen:

  • Kann die Firma künftig ihre Online-Profite steigern?
  • Ist sie darauf vorbereitet neue, digital affine Zielgruppen zu erreichen?
  • Kann sie strukturell mit dem digitalen Wandel mithalten?
  • Ist die Digitalisierung bereits ein Bestandteil des Geschäftsmodells?
  • Wenn nicht, wie leicht kann diese in Zukunft integriert werden?

Vor allem für Online-Plattformen, Retailer (dt. Einzelhändler) und sonstige Online-Unternehmen ist die Digital DD momentan von großer Relevanz, nimmt aber auch für größtenteils noch analoge Unternehmen an Wichtigkeit zu und wird in Zukunft für jedes Unternehmen unverzichtbar sein.

Der Aufbau einer Due Diligence

Was muss nun bei einer Due Diligence Prüfung beachtet werden? Es können im Wesentlichen drei Bestandteile der Due Diligence festgelegt werden: der finanzielle, der rechtliche sowie der gewerbliche Teil - auch Financial DD, Legal DD und Commercial DD genannt. Die Digitale DD kann als Erweiterung der Commercial DD gesehen werden.

Grundsätzlich gilt: Der Umfang der Due Diligence Prüfung hängt von der Größe ab. Je größer diese ist, desto teurer werden die Rechts- und Datenraumkosten, sprich die Kosten, um die Daten in einem digitalen, geschützten Datenraum abzulegen und somit dem Käufer zur Verfügung zu stellen.

Vor allem analoge Unternehmen unterschätzen die Relevanz einer Digitalen DD bei der Unternehmensbewertung. Doch neben der bereits genannten Legal, Financial und Commercial Komponente der Due Diligence, sollte die Digital DD als zukünftig notwendiger Bestandteil für eine umfassende Unternehmensbewertung gesehen werden.

Es gilt auf folgende 4 Kriterien besonders Acht zu geben.

1. Digitaler Markt und Wettbewerb

Bezüglich des Wettbewerbs gibt es zu beachten, dass der digitale Markt stetig wächst. Auch wenn man als mittelständischer Unternehmer annimmt, nicht direkt mit Tech-Startups zu konkurrieren, so kreieren diese ganz neue Märkte, die in Zukunft erschlossen werden können. Vor allem jedoch sollte man sich bei der Digital DD auf die interne Anpassungsfähigkeit konzentrieren: Falls noch keine umfassende digitale Ausstattung vorhanden ist, inwieweit ist das Unternehmen flexibel genug, um mit der Digitalisierung in dem entsprechenden Markt mitzuhalten? Wie sieht die Performance im Vergleich zu direkten Wettbewerbern aus? Dabei kann man Wachstumsindikatoren wie den digitalen Marktanteil und den Umsatz, welcher beispielsweise durch Online-Marketing Aktivitäten generiert wird, miteinbeziehen, um ein klareres Bild über die Position des Unternehmens in der digitalen Infrastruktur zu bekommen.

2. Digitale KPIs

KPIs (aus dem Englischen: Key-Performance-Indicator) bzw. Leistungskennzahlen sind Kennzahlen, anhand derer Unternehmen ihren Fortschritt bezüglich wichtiger Zielsetzungen oder kritischer Erfolgsfaktoren messen. Wir haben die folgenden, grundlegenden digitalen KPIs zusammengefasst, an denen sich jeder Unternehmer und Investor orientieren kann:

  • Digitale Affinität der Mitarbeiter
  • Anzahl der Online-Transaktionen und damit verbundener Umsatz
  • Traffic-Entwicklung
  • Digitale Ressourcen

Digitale Affinität der Mitarbeiter

Ist das bestehende Team bereits digital affin? Es ist wichtig zu berücksichtigen, wie die Mitarbeiter auf den digitalen Wandel und die damit verbundene wachsende Komplexität in ihren Bereichen vorbereitet sind. Dies muss sich auch das Personalwesen bewusst sein, um Trainings und Fortbildungen und sogar neue Rekrutierungen in Betracht zu ziehen.

Anzahl der Online-Transaktionen und damit verbundener Umsatz

Ist das Unternehmen bereits online unterwegs, so kann anhand der Anzahl der Transaktionen, die durch den Online-Traffic stattgefunden haben, sowie den durchschnittlichen Bestellwert pro Transaktion, auch der damit verbundene Umsatz festgesetzt werden. Zusätzlich kann dadurch der digitale Marktanteil des Unternehmens und wie auch bei der Analyse dessen „analoger“ Aktivitäten, die Wettbewerbsfähigkeit ermittelt werden.

Traffic-Entwicklung

Ähnliches gilt für die die Traffic-Entwicklung. Diese ist vor allem interessant, um zu sehen durch welche Kanäle die meisten Kunden auf die jeweilige Website des Unternehmens zugreifen: Sind es iOS oder Windows Nutzer? Ist die Website auf verschiedenen Geräten (z.B. Smartphone, Tablet oder Laptop) gut erreichbar? Das Verhältnis von Kosten und Umsatz eines jeden Kanals (z.B. verschiedene Social Media Accounts) kann somit viel über dessen Effizienz und Profitstärke aussagen.

Digitale Ressourcen

Zu den digitalen Ressourcen des Unternehmens zählen vor allem die Software- und IT-Services, welche zur Verfügung stehen. Diese werden im folgenden Paragraph näher erklärt.

3. Software- und IT- Services

In den heutigen Unternehmensstrukturen sind IT-Services kaum wegzudenken. Jedoch ist genauer zu betrachten, wie viel Aufmerksamkeit die Firma der IT in den bisherigen Operationen geschenkt hat. Dabei kann man einen genaueren Blick auf die Budgetierung, bisherige Langzeit-Investments, Betriebslizenzen und Server-Kapazität werfen. Was zunächst wie eine reguläre Kapazitätenprüfung erscheint, wird oftmals unterschätzt: Zwar zählt IT nur noch selten zu den primären Wettbewerbsfaktoren, gutes IT-Management gehört jedoch immer mehr zu den rudimentären Eigenschaften einer Unternehmensstruktur. Bei der Digital Due Diligence werden vor allem die Zielsetzung und die klare Planung, die eingehalten werden soll, in Angriff genommen. Sind diese realistisch und nachhaltig formuliert? Und vor allen Dingen: Können diese nahtlos übernommen werden?

4. Kundenverhalten Online

Nur wenn die Erwartungshaltung eines Kunden richtig eingeschätzt wird, kann es gelingen, eben diesen langzeitig für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Digitale Technologien eröffnen ein neues Spektrum an Serviceleistungen, die dem Kunden bereitgestellt werden können. Für das Unternehmen eröffnet sich dadurch die Chance, den Service passgenau auf die Unternehmensstruktur zuzuschneiden. Beispielsweise kann der Kundenservice digital stattfinden oder neue Produkte auf der Website besser präsentiert werden. Geprüft werden kann auch, ob das Unternehmen in der Lage ist, neue Kundengruppen zu erschließen und so seine Reichweite zu vergrößern.

Bei der Digital Due Diligence muss besonders darauf geachtet werden, inwieweit das Unternehmen bereits auf die Veränderungen des Kundenverhalten vorbereitet ist und somit weiterhin wettbewerbsfähig bleiben kann.

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Fit für die Digitalisierung?

Der Wettbewerb um die optimale digitale Strategie ist intensiv. Vor allem für Unternehmen im Mittelstand ist die Digitalisierung ein zunehmend wichtiges Thema. Auch wenn die Digitalisierung in den deutschen, mittelständischen Unternehmen die letzten Jahre bereits Einzug gehalten hat und einige sich bereits angepasst haben, so laufen viele Prozesse doch noch analog ab. Beim Unternehmensverkauf von KMUs oder Familienunternehmen kann es aber besonders wichtig sein, dass diese zukunftsfähig sind, denn das führt zu einem attraktiven Verkaufspreis.

Dabei kann die Digitale Due Diligence eine große Hilfe darstellen: Sie gewährt Einblicke, inwieweit ein Unternehmen bezüglich des digitalen Wandels mithalten kann und gut für die Zukunft aufgestellt ist. Deswegen ist es unerlässlich, sich vor dem Unternehmensverkauf der eigenen Kapazitäten und digitalen Ressourcen bewusst zu werden.

Der erste Schritt in Richtung des Verkaufs seines Unternehmens, ist aber immer dessen Bewertung. Haben Sie Interesse daran, Ihr Unternehmen professionell bewerten zu lassen? Wir helfen Ihnen gerne weiter.


Mattes Holm

Mattes Holm

Senior M&A Analyst

Der deutsche E-Commerce-Industriebericht

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