24.01.2022
Lesezeit: 7 min

Aktuelle Trends für eine flexible Unternehmensnachfolge

Aufgrund der Covid-19-Pandemie wechselten kürzlich viele Unternehmen in den Krisenmodus. Mittel- und langfristige Herausforderungen, wie etwa die Nachfolgeplanung, mussten hinten angestellt werden. Da sich aktuell eine vertikale Nachfolgelücke im deutschen Mittelstand auftut, ist es in diesem Jahr jedoch besonders wichtig, das Thema der Unternehmensnachfolge anzugehen. Durch diese Lücke wird es nämlich immer schwieriger, einen passenden Käufer zu finden. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für die genannte Situation und zeigt die neuesten Änderungen im Vergleich zu den Vorjahren und die aktuell wichtigsten Trends in der Unternehmensübergabe. Mit flexiblen Möglichkeiten der Übergabe, wie einer Teamübernahme, einer Doppelspitze oder externen Unternehmensbeteiligungen (External Corporate Ventures) finden auch Sie die perfekte Lösung für Ihren Unternehmensverkauf.

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Ein kurzer Rückblick: Krisen verdrängen langfristige Herausforderungen

Die Coronakrise hat bei den mittelständischen Unternehmen Spuren hinterlassen. Rund 80 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hatten im Jahr 2020 mit den Maßnahmen gegen die Pandemie zu kämpfen. Vor allem Unternehmen der Branchen Gastronomie, Hotellerie und Handel litten unter Reisebeschränkungen, Lieferengpässen und Schließungen. Die Krise beeinflusste auch Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A). So brach im Jahr 2020 die Zahl der M&A-Transaktionen gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent ein. Von der Krise blieb auch die Nachfolgeplanung nicht unberührt. Im Nachfolge-Monitoring der KfW gaben vor dem Lockdown im Jahr 2020 noch 39 Prozent der Befragten an, eine Nachfolge anzustreben, nach dem ersten Lockdown waren es nur noch rund 31 Prozent.

Unternehmensnachfolge auf der langen Bank

Die Nachfolgeplanung wurde schlichtweg aufgrund anderer Prioritäten zurückgestellt. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: die Unternehmen mussten vermehrt existenziellen Krisen entgegentreten. Aufgeben war für die Unternehmer jedoch keine Option. Zwar stieg der Anteil der Befragten, die eine Stilllegung ihres Betriebs in Erwägung zogen, von 14 auf 17 Prozent an, diese Werte lagen jedoch immer noch unter diesen der Jahre 2018 (21 %) und 2019 (18 %). Eine stärkere Veränderung zeichnete sich im Anteil der Unternehmer ab, die explizit keine Pläne zum Rückzug machten, hier fand ein Anstieg von 47 auf 53 Prozent statt.

Insgesamt lässt sich dementsprechend festhalten, dass die Unternehmen sich in dieser prekären Zeit primär darauf konzentrierten, die Krise zu bewältigen. Langfristige Projekte, wie beispielsweise das Realisieren eines Unternehmensverkauf oder -nachfolge, wurden hinten angestellt.

Zudem gestaltete sich der Kontakt zu potenziellen Käufern in den letzten beiden Jahren schwerer als zuvor. Zusammenkünfte und persönliche Treffen, die notwendig sind, um Vertrauen aufzubauen und das Gegenüber richtig einzuschätzen, waren nicht immer möglich.

Die Nachfolgeregelung wird immer dringlicher

Auch wenn die Situation um Covid-19 noch nicht ganz ausgestanden ist, sollte die Unternehmensnachfolge nicht länger aufgeschoben werden. Das Thema Nachfolge wird in Deutschland nämlich immer dringlicher und stellt mittlerweile eine der größten Herausforderungen des Mittelstands, neben Fachkräftemangel und Digitalisierung dar.

Gemäß KfW sind 29 Prozent der mittelständischen Unternehmer über 60 Jahre alt, 13 Prozent sogar über 65 Jahre. Im Jahr 2020 wollten sich 7 Prozent der Befragten innerhalb von zwei Jahren aus ihrem Unternehmen zurückziehen – viel mehr als noch im Jahr 2019 (4 %). Die Coronakrise dürfte einige dieser Rückzugspläne zurückgestellt haben. Schlussfolgernd bedeutet dieser Umstand, dass sich die zum Verkauf stehenden Unternehmen innerhalb der kommenden Jahre weiter anstauen könnten.

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Nachfolgelücke tut sich auf

Der Zukunftstrend: die Generation der sogenannten Babyboomer wird in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Für ihre betreffenden Unternehmen bedeutet das, dass eine Unternehmensnachfolge gefunden werden muss. Konträr dazu wird diese Situation zusätzlich durch die sinkende Anzahl potenzieller Nachfolger verschärft. Gründe hierfür sind:

  • Gründungsflaute: Unternehmensgründungen scheinen nicht mehr attraktiv zu sein. Gab es im Jahr 2001 noch gut 148.000 Übernahmegründungen, sank deren Zahl im Jahr 2020 auf 67.000. Gemäß KfW wird sich hier auch in Zukunft ein Negativtrend abzeichnen. Das ist zu wenig angesichts der in den nächsten zwei Jahren anstehenden Verkäufe von rund 260.000 Unternehmen. Die KfW spricht dann von einer sich auftuenden „Nachfolgelücke“.
  • Nachfolge in der Familie: Auch die Zahl der internen Nachfolgen sinken weiter. Nachkommen möchten sich heutzutage vermehrt selbst verwirklichen oder Karrierewege außerhalb des Familienbetriebs realisieren. Dementsprechend sank die Nachfolge innerhalb der Familie zwischen den Jahren 2016 und 2020 von 41 auf 34 Prozent.
  • Externe Übernahmen: Der Trend zeichnet sich schon seit einigen Jahren in Richtung externe Unternehmensübernahmen ab. Sei es durch Führungskräfte aus dem eigenen Unternehmen oder durch externe Bewerber. Die Suche nach externen Nachfolgern stellt jedoch eine umfangreiche Aufgabe dar, unter anderem aufgrund des einhergehenden Finanzierungsrisikos.

Bei der Planung einer Unternehmensübergabe ist vermehrt Offenheit für Neues gefragt, um die optimale Lösung und den passenden Nachfolger zu finden. Diese aktuellen Trends können Ihnen dabei weiterhelfen:

  • Teamübernahme: Die Unternehmensübernahme durch ein ganzes Team statt durch eine einzelne Führungskraft bietet einige Vorteile. Die finanzielle Last und das Risiko verteilen sich auf mehrere Parteien. Zudem komplementieren die einzelnen Teammitglieder einander mit ihrer individuellen Expertise.
  • Doppelspitze: Die Nachfolge durch zwei Parteien zu verwirklichen bietet ähnliche Vorteile wie bei einer Teamübernahme, da ebenfalls Verantwortung, Kapital und Expertise aufgeteilt werden. Das Modell eignet sich besonders gut für Führungskräfte, die sich aufgrund privater oder familiärer Umstände in Teilzeit befinden.
  • Mehrgenerationenmodelle: Dieses Modell kann Anwendung sowohl innerhalb der internen, als auch der externen Nachfolge finden. Es integriert mehrere Generationen auf allen Funktionsstufen. So ist für Diversität und eine agilere Unternehmensführung gesorgt.
  • Externen Unternehmensbeteiligungen (External Corporate Venturing): In diesem Modell der Unternehmensnachfolge gründen die Nachkommen eigene Unternehmen im Umfeld des elterlichen Betriebs. So können sie sich selbst verwirklichen, Erfahrungen sammeln und danach die Entscheidung treffen, ob sie die Nachfolge im elterlichen Unternehmen antreten wollen oder nicht.
  • Kooperation mit einem Start-up: Von der Zusammenarbeit eines traditionellen Familienunternehmens und eines Start-ups können beide Seiten profitieren, indem sie ihr Wissen und Ihre Erfahrungen teilen.
  • Gesellschafternachfolge: Nicht immer muss eine Nachfolge operativ sein. Ein Familienmitglied kann in diesem Modell die Nachfolge antreten, aber die Unternehmensführung einer Geschäftsleitung überlassen. Für diese entfällt dabei das finanzielle und unternehmerische Risiko eines Management-Buy-outs.

All diese Modelle unterschieden sich aufgrund ihrer Komplexität von den klassischen Nachfolgeoptionen. Sowohl Unternehmer, als auch Nachfolger sollten sich deshalb darüber im klaren sein, was sie im Detail zu bieten haben und ihre Erwartungen definieren. Ein großer Vorteil dieser Nachfolgelösungen besteht in der Möglichkeit zur Anpassung an individuelle Bedürfnisse auf beiden Seiten. Während dieser Prozesse ist die passende Unterstützung durch einen Berater, der über ein großes Netzwerk und das nötige Know-How verfügt, unabdinglich.

Wie könnte die Nachfragelücke geschlossen werden?

Es gibt einige grundlegende Veränderungen, die dazu beitragen können, die Nachfragelücke zu schließen. So sind Unternehmertum und Unternehmenskäufe beispielsweise heutzutage noch immer eine Männerdomäne. Das zeigen auch die Zahlen: weniger als 40 Prozent der Unternehmensübernahmen werden von Frauen getätigt. Auch der Anteil der ausländischen Staatsangehörigen kommt zu kurz: nur etwas mehr als 20 Prozent treten eine Übernahme an. Mit neuen Nachfolgemodellen, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse unterrepräsentierter Gruppen eingehen, lassen sich in Zukunft mehr potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger finden.

Nicht zuletzt muss grundsätzlich auch das Bild des Unternehmertums in der Gesellschaft wieder positiver werden. Zu oft wird es mit hoher Arbeitsbelastung und finanziellen Risiken in Verbindung gebracht. Eine Sensibilisierung für das Thema in Lehranstalten könnte langfristig für ein höheres Interesse an der Gründung oder der Übernahme eines Unternehmens sorgen.

Packen Sie dieses Jahr Ihre Nachfolge an

Selbst, wenn Ihnen Corona oder andere kurzfristige Probleme Kopfzerbrechen bereiten, sollten Sie das Thema Unternehmensnachfolge nicht weiter auf die lange Bank schieben. Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie Ihr Unternehmen sicher in die Zukunft führen. Vielleicht ist eine der hier vorgeschlagenen neuen Möglichkeiten genau das Richtige für Ihr Unternehmen. Die Komplexität dieser Modelle sollte Sie dabei nicht abschrecken. Mit einer professionellen Beratung finden Sie die perfekte Nachfolgelösung für Ihr Unternehmen.

CARL steht Ihnen während dieses Prozesses beratend zur Seite. Wir analysieren Ihr Unternehmen individuell und helfen Ihnen so dabei, das für Sie richtige Nachfolgemodell zu finden. Über unsere Plattform können wir Sie mit passenden Käufern für Ihr Unternehmen zusammenbringen. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch.


Benjamin Goerwitz

Benjamin Goerwitz

Bereichsleiter M&A