25.02.2021
Lesezeit: 5 min

Was ist eigentlich ein Family Office und wie funktioniert es?

Einführung

Im Verlauf der letzten 15 Jahre hat sich die Anzahl der Family Offices in Deutschland drastisch erhöht und weltweit sogar auf über 10.000 verdoppelt. Dennoch ist vielen der Term immer noch kein Begriff, obwohl Family Offices immer stärkere Akteure der Wirtschaftswelt sind. Aber was ist ein Family Office überhaupt?

Family Office Definition: Der Begriff Family Office stammt aus dem Englischen und bezeichnet ein Unternehmen, welches das private Großvermögen einer Eigentümerfamilie bankenunabhängig verwaltet. Die Rechtsform des Unternehmens ist dabei nicht von Bedeutung.

In diesem Artikel erfahren Sie zunächst, welche Arten von Family Offices es gibt und worin der Unterschied zu Investoren und Verwaltern liegt. Anschließend zeigen wir, wie sich Family Offices voraussichtlich entwickeln werden und wie Unternehmer von Family Offices als Investoren profitieren können.

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Arten von Family Offices: Single vs. Multi

Unterscheiden muss man zwischen Single Family Offices (SFO) und Multi Family Offices (MFO). Aber wo genau liegt der Unterschied zwischen diesen beide Varianten von Family Office und ab welchem Vermögen kann man ein solches beauftragen? Single Family Offices in Deutschland betreuen das Vermögen von nur einer Familie ab ca. 300 Millionen Euro, in den USA reicht häufig bereits ein Anlagevermögen von mindestens 100 Millionen US-Dollar. Multi Offices dagegen arbeiten für mehrere Familien und verwalten in der Regel kleinere Vermögen ab ca. 30 Millionen Euro pro Familie. In Europa gibt es momentan ungefähr 2.000 Multi Family Offices, von denen jedes 10-15 Kunden betreut.

Eingeführt wurde das Konzept in den 1880er in Amerika von Julius Spencer Morgan, da jedes Mitglied seiner Familie einen eigenen Banker und wiederum jeder eigene Berater hatte. Mit zunehmenden Mengen an von einzelnen Familien erwirtschafteten Reichtum wurden Family Offices auch global immer populärer. Nun sind sie auch in Deutschland seit den 1980er immer weiter verbreitet.

Vergleich gegenüber anderen Investoren oder Verwaltern

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Family Office und einem Verwalter ist die Tatsache, dass das Family Office unter Kontrolle der Anlegerfamilie steht, während der Verwalter von einem Dritten kontrolliert wird. Aber wie funktioniert so ein Family Office überhaupt?

Da Family Offices auf eine oder wenige Familien spezialisiert sind, bringt dies oft einige Vorteile mit sich. Sie bieten eine individuelle Anlageberatung und kümmern sich generationsübergreifend um Geldanlagen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Firmenbeteiligungen. Ebenfalls verwalten sie auch eher komplexere Anlagen, Grundstücke, Auto- oder Kunstsammlungen und Stiftungen der jeweiligen Familie. Zudem bereiten sie auch intern Nachfolgen vor, regeln den Erbschaftsprozess innerhalb einer Familie und können auch bei finanziellen Auseinandersetzungen zwischen Familienmitgliedern vermitteln. Dabei verfügen Sie über sowohl steuerliche als auch rechtliche Kenntnisse, um alle aufkommenden Probleme zu lösen.

Besonders attraktiv sind Family Offices als Vermögensverwaltung für viele prominente Familien, da sie in höheren Maßen die Diskretion gewähren als Anlagen bei einer Bank. Diese erlaubt es den Familien, sich selber weitgehend aus den öffentlichen finanziellen Angelegenheiten zurückzuziehen und sich dem Privatleben zu widmen. Darüber hinaus sind diese Offices oft auch darauf spezialisiert, sich mit den besonderen Bedürfnissen von wohlhabenden Familien zu befassen.

Voraussichtliche Entwicklung von Family Offices

Interessant zu bemerken ist die voraussichtliche Entwicklungsrichtung der Family Offices. Es spiegelt sich hierbei der starke Kundenbezug deutlich wider. Parallel zu den wachsenden Anforderungen der wohlhabenden Kunden der Offices, müssen sie ihr angebotenes Portfolio an Dienstleistungen mehr und mehr erweitern. Allen voran ist der Bedarf, gleichbleibende Renditen zu erzielen. Um dies zu erreichen, tendieren auch Family Offices immer häufiger zu Risikoanlagen, um den Wünschen ihrer Arbeitgeber nachzukommen. Dies ist auch ein in vielerlei Hinsichten nachvollziehbares Verlangen, da sich die Verwaltungskosten bei den vorhandenen Mengen an Geld schnell in den siebenstelligen Bereich steigern können.

Ähnlich steigen die Anforderungen der Familien im Bereich der internationalen Ausrichtung. Die Intentionen der Geldanleger, international zu investieren, veranlasst immer mehr Offices Ihre angebotenen Dienste auch auf internationale Geldanlagen zu erweitern und auch auf internationaler Ebene über juristische Kenntnisse zu verfügen. Dadurch wachsen analog Personal- und Aufwandskosten und somit der Umsatz der Verwalter, was auch die positive Entwicklung der Anzahl an Family Offices im deutschsprachigen Raum erklärt.

Gleichermaßen erhöht die steigende Lebensdauer der Bevölkerung die Komplexität der Verwaltung. Grund ist, dass mittlerweile drei bis vier Generationen der investierenden Familien gleichzeitig in Betracht gezogen werden müssen. Dies steigert die Dimension der Verträge zum Aufteilen der vorhandenen Vermögen enorm, da alle Parteien mitberücksichtigt werden müssen und auch alle Eventualitäten der Erbschaft einkalkuliert werden müssen.

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Family Offices als Investoren

Als Investoren gehören die Family Offices zu den Finanzinvestoren. Das heißt, dass sie fast ausschließlich Kapital zur Verfügung stellen, um Unternehmen teilweise oder ganz zu akquirieren. Hierbei kann es sich für die Family Offices um Projekte, die nur zur Renditenerhöhung dienen, handeln - also eher kurzfristige Anlagen, die später zu Profit weiterverkauft werden - oder auch um Wohltätigkeitsprojekte. Viele einflussreiche Familie besitzen ihre eigenen Stiftungen für philanthropische Investitionen oder um deren Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern.

In beiden Fällen bietet also ein Family Office die Möglichkeit, durch deren Kapital die Dimensionen des eigenen Unternehmens zu vergrößern und sich professionelle Berater an die Seite zu holen. Ebenso bringen die Offices auch nötige Expertise in diversen Bereichen in das akquirierte Unternehmen mit und ein persönliches Interesse, die Renditen dessen so hoch wie möglich zu halten. Gleichzeitig bringt das Investment von einem Family Office einen gewissen Grad an Sicherheit mit sich. Der Mangel an strategischen Motiven garantiert hier den Standort und die Dimensionen des Unternehmens, was ein sehr beruhigender Hintergedanke beim Verkauf sein kann. Mehr zu den Vorzügen und Nachteilen von Finanzinvestoren (und anderen Käufertypen) finden Sie hier.

Family Offices – da und wird da bleiben

Klares Fazit hier ist, dass Family Offices noch ein großes Potenzial haben. Der sich immer weiter entwickelnde Markt an Interessenten, sprich Familien mit großen Vermögen, bietet immer mehr Möglichkeiten in die Branche einzusteigen. Mit rasch wachsender Marktgröße steigen auch Expertise und angebotene Dienstleistungen, die sowohl für wohlhabende Familien als auch Unternehmensverkäufer interessant sind. Daher sollte man sie auch auf jeden Fall beim Verkauf eines Unternehmens als Option ernsthaft in Erwägung ziehen.

Sie denken darüber nach Ihr Unternehmen zu verkaufen? Wir bei CARL begleiten Unternehmer tagtäglich auf ihrem Weg zum Unternehmensverkauf und helfen dabei die Herausforderung, die richtige Nachfolgelösung für das eigene Unternehmen zu finden, gemeinsam zu meistern. Dabei arbeiten wir seit Kurzem mit FINVIA zusammen, welches als Multi Family Office zahlreiche Unternehmerfamilien betreut und als Fintech gleichzeitig auch unseren technologischen Ansatz teilt. Wenn Sie Fragen zum Unternehmensverkauf oder zu Family Offices haben, dann nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt mit uns auf. Unsere erfahrenen Nachfolge- und Transaktionsberater helfen Ihnen gerne weiter.


Pascal Stichler

Pascal Stichler

Gründer und Beirat

CARL - Die Plattform für Unternehmensverkäufe

CARL unterstützt Eigentümer mittelständischer Unternehmen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Unternehmensverkauf.

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